Portrait Maximilian Schwarz, rechts davon Text: Die GFL erhaelt die Quittung fuer die letzten Jahre

„Die GFL erhält die Quittung für die letzten Jahre“ 

Maximilian Schwarz zu ELF und GFL

Im Juni 2021 soll sie starten: die European League of Football unter der Leitung von Commissioner Patrick Esume und Geschäftsführer Zeljko Karajica. Es gibt einen TV-Vertrag mit ProSieben MAXX, insgesamt acht Mannschaften in Europa und bereits die ersten namhaften Neuzugänge wie Anthony Dablé und Chris Ezeala. Zudem kehren die Namen der Frankfurt Galaxy und Hamburg Sea Devils zurück auf die europäische Bühne. Aus diesem Anlass haben wir Maximilian Schwarz aus unserer Initiative zu seinen Gedanken über das neue Projekt und den Einfluss auf die German Football League GFL befragt.

Marketing-Standards fehlen

„Die ELF zeigt uns gerade, wie es funktionieren kann. Das Marketing hat sich im letzten Jahrzehnt auch im deutschen Football extrem in den Online-Bereich verschoben. Und genau da wird seit Jahren geschlafen. Die ausbleibende Professionalisierung und Modernisierung im deutschen Football hat zur Gründung der ELF geführt. Die GFL erhält die Quittung für die letzten Jahre.“, behauptet Schwarz und sieht vor allem in der zentralen Vermarktung den großen Unterschied. „Ich habe mich bereits vor einigen Monaten für ein unabhängiges, zentrales Ligaorgan ausgesprochen, das die Interessen der kompletten Liga bündelt und für die Gesamtvermarktung des Produkts verantwortlich ist. Mit Geschäftsführer und Advisory Board. Es müssen Richtlinien vorgegeben werden, in denen sich die Vereine in ihrer selbstständigen Vermarktung bewegen können, gleichzeitig aber auch an einen gewissen Standard gemessen werden.“

ELF: der coole Austauschschüler

Außerdem seien die bisher verbreiteten Inhalte keine Revolution, sondern einfach nur zeitgemäß. „Natürlich ist die Außendarstellung der ELF bei weitem nicht perfekt, da die Vereine zum Teil noch nicht gut genug arbeiten. Das wird aber durch die Arbeit der Liga bisher überstrahlt und entlastet dadurch die Klubs in ihrer Vorgehensweise.“ So seien die Webseiten der Teams eigentlich nicht vorzeigbar, kratzen aber kaum am ansonsten professionellen Image der Liga. Ein Image, welches der German Football League fehlt.

„Die ELF ist wie der coole Austauschschüler, der in die Klasse kommt und dem bisherigen Klassenliebling die Show stiehlt. Viele Footballfans sehen die GFL jetzt schon als B-Produkt, bevor die neue Liga überhaupt einen Down gespielt hat. Man muss sich dringend etwas einfallen lassen, wenn man das eigene Produkt noch einigermaßen vernünftig platzieren möchte. Dazu gehören dann auch Gespräche mit der ELF und ihren Verantwortlichen. Ich glaube schon, dass auch dort großes Interesse an gemeinsamen Lösungen besteht, anstatt sich gegenseitig zu bekämpfen.“

Sportliche Qualität vermutlich auf gleichem Niveau

Viele Beobachter zweifeln an der sportlichen Qualität der Liga, da diese sich aufgrund des vorhandenen Spielermaterials nicht groß von der GFL unterscheiden kann. Doch dies sieht Schwarz als zweitrangig an. „Das sportliche Produkt ist doch gar nicht so entscheidend. Es geht darum, wie es dargestellt wird. Das Niveau wird sich nicht groß unterscheiden auf dem Platz, dafür aber die Art und Weise, wie Fans und Zuschauer die Spiele konsumieren. Sei es das Stadionerlebnis vor Ort, das Drumherum oder die Qualität der Übertragungen im Wohnzimmer. Wie wird unter der Woche über die Liga berichtet, welchen Zugang haben Fans zu den Teams, schafft man es, das Produkt zu den Menschen zu bringen?“ Dabei seien vor allem Marken und bekannte Persönlichkeiten der Schlüssel zum Erfolg.

GFL: Traditionellem Klassenliebling läuft die Zeit davon

In der GFL haben sich vor knapp einem halben Jahr ein Ligavorstand sowie mehrere Workstreams bestehend aus Vereinsvertretern gegründet. Diesen Weg wolle man gemeinsam mit dem AFVD gehen, um die GFL aufzuwerten und besser zu platzieren. Das Konzept von Maximilian Schwarz zur Neuausrichtung der GFL betrachtete man damals sehr kritisch und als nicht zielführend. Einzelne Mitglieder des Vorstands warfen dem 26-jährigen zudem vor, seine Ideen teilweise geklaut zu haben und nun als seine eigenen zu präsentieren. Auch deswegen engagiert er sich nicht in den zuletzt gegründeten Arbeitskreisen.

„Es gibt unterschiedliche Ansätze und meiner unterscheidet sich im Kern zu sehr von den Vorstellungen des derzeitigen Ligavorstands. Der GFL rennt die Zeit davon, um sich neu zu erfinden und es werden nach und nach gute und qualifizierte Menschen zur ELF abwandern. Man nimmt die neue Liga noch auf die leichte Schulter und besinnt sich zu sehr auf die eigene, lange Tradition. Von der wird man sich nichts kaufen können, wenn es erstmal zu spät ist.“, ergänzt Schwarz seine Ausführungen.